Cusanusstraße

Stadtteil: Kaarst

amtlich benannt am 19. Dezember 1974 durch den Rat der Gemeinde Kaarst

frühere Bezeichnungen: Sebastianusstraße, benannt 22.03.1951 durch den vom Rat eingesetzten Ausschuss zur Benennung von Straßen

heutiger Verlauf: Neusser Straße bis Grünstraße, gegenüber der Halestraße

Länge der Straße: 250 m

Die Cusanusstraße war ursprünglich ein namenloser Feldweg, der von der Neusser Straße gegenüber der Halestraße zur Grünstraße führte. Eine Bebauung setzte erst Anfang der 1950er-Jahre ein. Das Land auf der rechten Seite, von der Neusser Straße aus gesehen, gehörte etwa zu einem Drittel der Gesamtlänge der Familie Karis, später der Familie Schwarz. Das Land wurde als Garten genutzt. Daran schloss sich bis kurz vor der Grünstraße brach liegendes Gemeindeland am Feldweg an. Das Land dahinter bis zur heutigen Klövekornstraße war Kirchenland. [1] Gemeindeland und Kirchenland wurden 1949 zusammengefasst und in sechs 700 m² große Parzellen aufgeteilt. Der Kauf war an Bedingungen geknüpft. Zum einen mussten die Käufer versichern, dass ihre Vermögen keiner Sperre oder Beschlagnahme gemäß den Gesetzen und Anordnungen der Militärregierung unterlagen, wie dies zum Beispiel bei ehemaligen Mitgliedern der NSDAP der Fall war, zum anderen durften keine Gebäude zu gewerblichen Zwecken errichtet werden. Die Errichtung und Gestaltung der Wohnhäuser und anderer Bauten, wie Stallungen, Waschküchen und dergleichen bedurfte der Zustimmung der katholischen Kirchengemeinde Kaarst. [2] Auf diesen Parzellen entstanden die ersten Häuser in der vorgeschriebenen eineinhalbgeschossigen Bauweise.

Kaarst, Cusanusstraße, Rohbau des ersten Hauses 1949 an der heutigen Cusanusstraße, mit Blick Richtung Maubisstraße. Hinter dem Haus lag ein Feld, ein Garten von einem Haus an der Grünstraße sowie Gärten der Maubisstraße. Heute verläuft dort die Klövekorn
Rohbau des ersten Hauses 1949 an der heutigen Cusanusstraße, mit Blick Richtung Maubisstraße. Hinter dem Haus lag ein Feld, ein Garten von einem Haus an der Grünstraße sowie Gärten der Maubisstraße. Heute verläuft dort die Klövekorn
Kaarst, Cusanusstraße, Blick vom heutigen Standort der Grundschule an der Grünstraße auf die um 1958 nur einseitig bebaute Cusanusstraße. Links im Hintergrund die kath. St. Martinus Pfarrkirche, noch ohne Turm. Vor den Häusern auf der linken Bildseite lag
Blick vom heutigen Standort der Grundschule an der Grünstraße auf die um 1958 nur einseitig bebaute Cusanusstraße. Links im Hintergrund die kath. St. Martinus Pfarrkirche, noch ohne Turm. Vor den Häusern auf der linken Bildseite lag „Trinas Sandloch“.

Die Straße war immer noch ein Feldweg, Kanalisation oder Beleuchtung gab es nicht. Die Abwässer mussten auf den Grundstücken in Gruben (Kammersystem) entsorgt werden. 1951 erhielt der Weg die Bezeichnung Sebastianusstraße. [3] Erst mit der kommunalen Neugliederung 1974/75 wurde die Straße in Cusanusstraße umbenannt [4] (Nikolaus von Kues, latinisiert Cusanus, 1401 – 1464, Philosoph, Theologe und Mathematiker), weil es in Büttgen ebenfalls eine Sebastianusstraße gab. Grund der Straßenbenennung nach Cusanus war wohl die naheliegende Grundschule, die zu der Zeit Cusanusschule hieß, heute Matthias-Claudius-Schule. Mit einer der ersten Anwohner war Theodor Nolden, der zum 1. Oktober 1945 von der Holzbüttger Volksschule an die Kaarster Volksschule versetzt worden war. [5] Am 14.12.1953 wurde er zum Konrektor bestimmt [6] und schließlich, als Nachfolger von Rektor Eduard Reinhard, leitete er in den Jahren 1963 – 1969 als Rektor die Kaarster Volksschule. [7] Er hatte, wie alle Bewohner der Straße, hinter dem Haus einen reinen Nutzgarten mit Obstbäumen und reichlich Gemüse, denn noch waren Einkommen Anfang der 1950er-Jahre niedrig und das Lebensmittelangebot gering und teuer. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer war Theodor Nolden auch im Naturschutz aktiv. So hatte ihn Gemeindedirektor Hoersch 1950 zum Ortsbeauftragten für Naturschutz ernannt. [8]

Auf der linken Seite der heutigen Cusanusstraße wurden in den 1960er-Jahren, auf dem ehemaligen Gartengelände der Bäckerei Wilhelm Esser, drei weitere Häuser errichtet. Das Gelände bis zur Grünstraße konnte größtenteils noch nicht bebaut werden, da sich dort die Kiesgrube der anfangs erwähnten Familie Karis befand, die im Volksmund „Trinas Kull“ oder auch „Trinas Sandloch“ hieß. Trina Karis betrieb an der Neusser Straße einen kleinen Kolonialwarenhandel. War dieser geschlossen, befand sich an der Tür häufig ein Zettel: „Bin ich nicht hier, bin ich im Loch“. Dieses „Loch“, die „Kull“, wurde nach dem Krieg genutzt, um allerhand Schutt und Müll zu „entsorgen“. Daher war das Gelände als Bauuntergrund nicht sicher. Der Boden musste sich erst verdichten. Die ersten beiden Häuser, die 1960 am Rand von „Trinas Kull“ errichtet wurden, mussten daher in eine Betonwanne gesetzt werden. 1963 wurde in der Cusanusstraße ein Abwasserkanal verlegt und im Anschluss daran erfolgte die Asphaltierung der Straße. [9] Erst Ende der 1990er-Jahre wurde das letzte Stück an der Cusanusstraße mit Reihenhäusern bebaut. Seit 1986 führt eine Erweiterung der Klövekornstraße durch den hinteren Teil des verbliebenen Gartens der Familie Schwarz auf die Cusanusstraße.

 

03.09.2015

 


 

[1] Flurkarte 8, Vermessungsamt Grevenbroich, Liegenschaftsbuch 1663 (Anlage zum Kaufvertrag. Privatbesitz)

[2] Kaufvertrag Carl Müllers, 1949 (Privatbesitz)

[3] StA Kaarst 3.800, Straßenbenennungen

[4] StA Kaarst N 34, Niederschrift der Sitzung des Rates der Gemeinde Kaarst vom 19.12.1974

[5] StA Kaarst Sammlung Schulchroniken, Chronik der katholischen Volksschule Kaarst

[6] StA Kaarst N 18, Niederschriften der Sitzungen des Rates der Gemeinde Kaarst 1952 - 1954; StA Kaarst 3.387 Lehrkräfte der katholischen Volksschule Kaarst

[7] StA Kaarst N 30, Niederschrift der Sitzung des Rates der Gemeinde Kaarst vom 10.06.1969, Verabschiedung Rektor Nolden

[8] StA Kaarst 2.001, Wildschäden-Anmeldungen

[9] Bereich 60, Bauverwaltung, Erschließungsakte Cusanusstraße

 

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