Schwarzer Weg

Stadtteil: Holzbüttgen

amtlich benannt am 7. Dezember 1953 durch den Rat der Gemeinde Büttgen

heutiger Verlauf: Kaarster Straße bis Martinusplatz

früherer Verlauf: Kaarster Straße bis ehemals Geflügelhof Stelzmann (heute Bad Flinsberger Straße)

Länge der Straße: 370 m

Bereits 30 Jahre vor der amtlichen Benennung wird dieser Weg im Volksmund und in amtlichen Unterlagen als Schwarzer Weg bezeichnet. So finden wir u.a. in der Niederschrift der Ratssitzung der ehemaligen Gemeinde Büttgen vom 16.02.1932 den Hinweis, dass die Frühkartoffelerzeuger Kaarst und Umgebung den Antrag gestellt haben, von der Veiling (Kartoffelversteigerung), die am Kaarster Bahnhof ansässig war, einen Verbindungsweg zur besseren Abwicklung des Verkehrs zum Schwarzen Weg herzustellen.[1]

Der damalige Feldweg verlief durch das ehemalige Bruch-/Torfgebiet mit seiner charakteristischen schwarzen Erde. Von daher liegt die Vermutung nahe, dass der im Volksmund verwandte Name Schwarzer Weg auf diese schwarze Erde zurückzuführen ist. Eine weitere These sieht schwarze Asche als Namensgeber des Weges, da der Schwarze Weg mit Schotter und schwarzer Asche, die von den Dampflokomotiven der damaligen Deutschen Reichsbahn stammte, befestigt war.[2]

Den Wegesrand säumten Birnbäume der Sorte “Pastorenbirne“, die bereits in den 1920er-Jahren angepflanzt worden waren. Die Gemeinde Büttgen war hier einer Empfehlung der Landwirtschaftskammer Bonn gefolgt, die für die Bepflanzung diese Birnensorte empfahl, da „die Pastorenbirne eine hochgehende, schön gleichmäßige Baumkrone bildet und deren Früchte erst nach monatelanger Lagerung genießbar werden und daher dem Diebstahl weniger ausgesetzt sind.“[3] Zur Aufbesserung der Gemeindekasse wurden die Birnbäume verpachtet. Im "Verzeichnis über die Pächter der Obstbäume am Schwarzen Weg in Holzbüttgen" finden wir 32 Pächter aufgelistet, die im Jahr 1947 359,- Reichsmark in die Gemeindekasse einzahlten. [4]

Aktenvermerk der Gemeinde Büttgen über die jährlich zu verpachtenden Obstbäume am Schwarzen Weg
Aktenvermerk der Gemeinde Büttgen über die jährlich zu verpachtenden Obstbäume am Schwarzen Weg
Verzeichnis über die Pächter der Obstbäume am Schwarzen Weg
Verzeichnis über die Pächter der Obstbäume am Schwarzen Weg

Die ersten Häuser am Schwarzen Weg wurden im Jahre 1938 errichtet. Es handelte sich hier um die beiden Doppelhäuser der Familien Indenhuck und van den Ruhren sowie der Familien Kluth und Inger. Beide Gebäude stehen heute noch.

Am Schwarzen Weg wurden im Wesentlichen Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut. Aber auch einige Firmen haben sich hier im Laufe der Jahre niedergelassen. So errichtete im Jahre 1951 der Maschinenbauer Montini sein Firmengelände an der Ecke Schwarzer Weg / Beuthener Straße (früher Stettiner Straße).[5] Die Firma setzte alte Maschinen, wie Drehbänke oder Fräsmaschinen, instand. Nach Auflösung der Firma Montini wurde das Gelände 1985 von der Gärtnerei Pötschke übernommen und die Hallen als Lager für Gartenmöbel und Sämereien genutzt.

Ebenfalls in den 1950er-Jahren baute Karl Päffgen am Schwarzen Weg eine Dachpappenfabrik. [6] Heute ist sein Enkel Udo Päffgen Inhaber der Firma, der die Fabrikation von Dachpappe in den 1980er-Jahren einstellte und sich auf Baustoffhandel für Dachdecker spezialisierte. Seit 1995 hat die Firma auch eine Filiale in Düsseldorf-Flingern.

Am Schwarzen Weg eröffnete Mitte der 1950er-Jahre Georg Berndl eine Sattlerei und Polsterei.[7] In den 1960er-Jahren wurde das Geschäft von Günter Benke übernommen, der ein Jahrzehnt später zur Marienstraße Ecke Rotdornstraße umzog. Heute befindet sich in den ehemaligen Räumen der Polsterei am Schwarzen Weg die Firma Heizung-Sanitär Theissen.

Mit dem Niederländer Johann van den Ruhren war auch ein Vertreter eines uralten Handwerks einer der ersten Anwohner am Schwarzen Weg. Van den Ruhren, der von 1932 – 1966 in Holzbüttgen lebte, war Holzschuhmacher, im Volksmund bezeichnet als „Klompemacher“. [8] Das Holz für seine Arbeiten stammte aus dem Vorster Wald, wo wegen des hohen Grundwasserspiegels vor allem Pappeln prächtig gediehen, aus denen er mit großem künstlerischen Geschick seine Klompen fertigte.[9]

Selbst vielen alten Holzbüttgern dürfte unbekannt sein, dass nach dem II. Weltkrieg für einige Monate zahlreiche Kleingärten am Schwarzen Weg angelegt worden sind.

Eine von Amtsdirektor Reuber am 19. November 1947 erstellte Liste enthält die Namen von 23 Pächtern, die im Rahmen der Förderung des Kleingartenwesens am Schwarzen Weg in Holzbüttgen Kleingärten gepachtet hatten. [10]

Pächterliste der Kleingärten am Schwarzen Weg
Pächterliste der Kleingärten am Schwarzen Weg
Der heutige Schwarze Weg aus Blickrichtung der Kaarster Straße
Der heutige Schwarze Weg aus Blickrichtung der Kaarster Straße

 

09.08.2015

 


 

[1] StA Kaarst 1.089, Protokollbuch des Gemeinderates Büttgen

[2] Auskunft von Matthias Kluth

[3] StA Kaarst 1.629

[4] StA Kaarst 4.368

[5] StA Kaarst Hausakte; StA Kaarst 4.286, Verzeichnis der An- und Abmeldungen von Gewerbebetrieben,18.06.1951

[6] StA Kaarst 4.286, Verzeichnis der An- und Abmeldungen von Gewerbebetrieben, 01.10.1952

[7] StA Kaarst 2.223; StA Kaarst Hausakte

[8] StA Kaarst Bestand Einwohnermeldedaten

[9] Vossen, Egon W.: Das Handwerk im alten Büttgen. Teil 2. Schriftenreihe Büttgen, Heft 31, S.1 ff.

[10] StA Kaarst 4.198

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weiterlesen …